Warum der Corona-Impfstoff von der Kältetechnik abhängig ist

Der Pharmakonzern Pfizer und das Biotechnologie-Unternehmen BioNtech haben einen wirksamen Corona-Impfstoff entwickelt und wollen ihn noch dieses Jahr auf den Markt bringen. Doch ist die Kältetechnik bereit für die Auslieferung der COVID-19-Vakzine?

Es wird getestet, geprüft und verworfen: Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten derzeit auf Hochtouren, um möglichst schnell einen geeigneten COVID-19 Impfstoff durchzubringen. Damit die Herdenimmunität greift, müssen rund 70 Prozent der Weltbevölkerung mit dem Impfstoff versorgt werden.

Corona-Impfstoff ist in Sicht

Einen entscheidenden Schritt Richtung Impfstoff und Ende der Corona-Pandemie haben der Pharmakonzern Pfizer und das Biotechnologie-Unternehmen BioNTech nun gemacht: Erste Zwischenergebnisse in groß angelegten Studien zeigen, dass der Impfstoff der Unternehmen zu 90 Prozent wirksam ist. Ein Dossier zum Impfstoff soll den Aufsichtsbehörden schon bald zur Genehmigung vorliegen. Dadurch könnten die ersten Impfungen bereits Ende des Jahres verabreicht werden. 

Einige Länder wollen gut vorsorgen und haben bereits jetzt mehrere Millionen Dosen des Impfstoffes gekauft. Darunter Großbritannien mit 30 Millionen Dosen, die EU hat sich 200 Millionen gesichert. Aufgrund der großen Nachfrage wurde bereits mit der Produktion des Impfstoffes begonnen. Pfizer und BioNTech rechnen damit, in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Dosen herzustellen. Damit würden 25 Millionen Menschen geschützt werden. 

Es gibt jedoch ein wesentliches Problem bei der Auslieferung der Vakzine: die Kühlkette. Der neue Impfstoff braucht eine extrem leistungsstarke Kühlkette, denn er muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Damit sind neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nun auch Logistik-Unternehmen und Kältetechniker enorm gefordert. 

Impfstoff landet im Müll

Von der Produktion bis zur Kanüle muss der Impfstoff gegen SARS-CoV-2 über lange Strecken hinweg transportiert werden. Geht es um die Auslieferung von Impfstoffen, hat die Luftfracht eine Schlüsselrolle. "Die sichere Lieferung von COVID-19-Impfstoffen wird für die weltweite Luftfrachtindustrie die Mission des Jahrhunderts sein", sagte der Generaldirektor und CEO der International Air Transport Association (IATA), Alexandre de Juniac. Seth Berkley, CEO der Impfallianz Gavi, ergänzt: "Die effiziente Lieferung von Milliarden von Impfstoffdosen in die ganze Welt wird entlang der gesamten Lieferkette mit äußerst komplexen logistischen und programmatischen Hindernissen verbunden sein."

Unabhängig vom Transportmittel kommt es dabei vor allem auf eins an: die richtige Temperatur. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit jährlich rund 50 Prozent der Impfstoffe weggeworfen, hauptsächlich, weil die Kühlkette unterbrochen wurde und die Vakzine unbrauchbar wurde. 

Unterkühlte Behälter

Von dem Moment, an dem der Impfstoff die Produktion verlässt, bis hin zur Injektion muss das Serum bei einer Temperatur zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Wird die Kühlkette unterbrochen, verliert das Serum seine Wirkung. Dass während des Transports nicht unbedingt die zu hohen Temperaturen das Problem sind, zeigte eine Analyse der von der Bill und Melinda Gates Foundation gegründeten Impfallianz Gavi. Über zwei Jahre hinweg wurden die Transportbehälter für Impfstoffe mit Sensoren, die die Temperatur durchgehend überprüften, ausgestattet. Das Ergebnis: Nicht zu hohe Temperaturen sind das Problem, sondern zu stark gekühlte Behälter. Je nach Auslieferungsregion verdarb teilweise jede vierte Lieferung wegen zu niedriger Temperaturen. 

Harald Erös, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Gesellschaft der Kältetechnik (ÖGKT), wundert das wenig: "Bei den Transporten wird teilweise Trockeneis verwendet, damit die Temperatur möglichst niedrig gehalten werden kann", sagt er. Sogenannte Coldpacks sorgen in den Transportboxen dafür, dass die Temperatur niedrig gehalten wird - manchmal eben auch zu niedrig. Mittlerweile wird beim Transport vielfach auf Monitoring gesetzt, ein schnelles Eingreifen in den Temperaturbereich innerhalb der Transportboxen wird im Frachtraum aber schwierig. Deshalb muss bei der Transportvorbereitung darauf geachtet werden, dass über die Strecke hinweg genug aber nicht zu viel gekühlt wird. Denn sowohl zu hohe als auch zu niedrige Temperaturen können dem Impfstoff schaden. 

Etwas einfacher gestaltet sich dafür aber die Lagerung von Impfstoffen: "Die Lagerung ist zwar aufwendig, da die Räume dafür entsprechend validiert und Temperaturverteilung, Cold- und Hotspots berechnet werden müssen. Darin sind wir aber geübt, da wir das zum Beispiel vom Grippe-Impfstoff kennen und anderen pharmazeutischen Produkten", sagt Erös.

Mietkälte deckt spontanen Kühlbedarf

Schwierig kann es bei der Lagerung dann werden, wenn der Platz ausgeht. Eine Lösung für raschen Kühlbedarf kann Mietkälte sein, denn sie ist schnell verfügbar und kann beliebig an den Bedarf angepasst werden. Auf das Thema mobile Kälte hat sich unter anderem der niederländische Anbieter Coolworld Rentals spezialisiert. Das Unternehmen stellt international Lösungen für die temporäre Lagerung von temperaturempfindlichen Produkten bereit. Eine schnelle Lösung für plötzlichen Kältebedarf bieten vor allem mobile Kaltwassersätze. Neben der Tiefkühlung von Lebensmitteln ist auch die Nachfrage nach mobilen Kälteanlagen für pharmazeutische Erzeugnisse groß. 

Mehr zur Cool World Mietkälte lesen Sie im Whitepaper „Kältetechnik und Mietkälte für Produktionsleiter“.